Tapezieren leicht gemacht – gründlich vorabeiten, zeitsparend arbeiten, richtig mogeln

Pflanzen im Wintergarten

Kürzlich habe ich mal wieder tapeziert. Tapezieren müssen. Eine ganze Wohnung. Es fing schon damit an, dass ich die Farben, die ich haben wollte, nicht bekommen habe. Ich wollte eigentlich eine Vliestapete in sattem Gelb in Wischtechnik-Optik fürs Schlafzimmer, denn mit gelben Wänden scheint immer die Sonne. Nach drei Baumärkten und zwei Tapeten-Fachgeschäften war mir klar: Meine Wunschfarben Gelb und Orange sind bei Tapeten momentan offenbar sowas von out …

Also tat ich, was ich sonst beim Shoppen auch meistens mache: Online kaufen. Bei Tapeten allerdings durchaus ein Wagnis. Ich fand eine ganze Tapeten-Serie mit drei verschiedenen Gelb-Tönen und einem feurigen Orange und war verliebt. Also pi mal Daumen die Mengen geschätzt und bestellt. Erst bei der Lieferung bemerkte ich, dass ich mir keine Vliestapeten, sondern Papiertapeten gekauft hatte. Nun, was soll’s, ich kann ja leidlich gut für einen Laien tapezieren, also schaffe ich das schon.

Vorbereitung: Alte Tapete entfernen, Wand vorbereiten

Zuerst müssen die Steckdosen-Abdeckungen, Lichtschalter etc. runter. Vorher Sicherung raus und auch draußen lassen, bis man fertig ist mit dem Tapezieren. Brauchst du Licht, hol dir den Strom mit einer Kabeltrommel aus einem anderen Raum und verwende eine Bauleuchte oder einen Deckenstrahler. Die Schalter-Abdeckungen lassen sich in der Spülmaschine gut reinigen. Alternativ tut es auch ein Eimer Wasser mit Waschmittel.

Bei Papiertapete muss man besonders gründlich sein beim Abreißen der alten Tapeten. Hier kann ich wärmstens den Einsatz eines Drucksprühgeräts* empfehlen, um die alte Tapete mit Seifenwasser richtig aufzuweichen. Danach empfehle ich, wirklich sehr gründlich die Wände zu prüfen. Alte Bohrlöcher kann man mit Gips verschließen – und dabei bitte ordentlich glatt streichen. Alle Unebenheiten, ganz besonders kleine Papierknüdel von der alten Tapete, müssen runter. Unter Papiertapete hat die Wand nämlich sonst später je nach Lichteinfall unschöne Pickel.

Wer Rigipswände hat wie in meiner Wohnung, sollte diese unbedingt vor dem Tapezieren grundieren. Das hilft nicht nur dabei, die neue Tapete leichter in Position zu schieben, sondern auch in zehn, zwanzig Jahren, diese wieder von der Wand zu bekommen.

Los geht’s: Der Tapezier-Marathon beginnt

In einem anderen Artikel habe ich bereits beschrieben, welches Zubehör zum Tapezieren ich benutze. Bevor es mit dem Zuschneiden der ersten Bahnen losgeht, schaue ich mir den Raum genau an, um zu entscheiden, an welcher Stelle ich beginne und in welchen Ecken die Tapeten aus welcher Richtung überlappen dürfen; dies natürlich nur so wenig wie möglich, denn klebt man zu breite Stücke über eine innere Ecke, können Spannungen entstehen, die Tapete kann sich von der Wand lösen oder gar reißen.

Ich beginne immer am Fenster und tapeziere von dort aus weg. Allerdings schneide ich mir vorher schon die „langen Bahnen“, also die, die über die ganze Wand von oben nach unten reichen. Ich lege mir eine Musterbahn in der richtigen Länge an, überprüfe an der Wand, ob ich wirklich richtig gemessen und geschnitten habe und schneide danach alle anderen langen Bahnen auf Basis dieses Musters zurecht. Das geht schneller, als wenn man jede Bahn einzeln ausmisst – sie sind ja alle gleich lang.

Die fertig geschnittenen Bahnen lege ich eingerollt in der Breite auf den Boden, um mir ungefähr schon mal ihre Positionen zu merken und zu sehen, an welchen Zimmerecken es eventuell schwieriger werden könnte.

Erst dann schneide ich die kürzeren und schmaleren Streifen für die Fensterlaibungen zurecht. Manchmal geht es auch noch abenteuerlich an Fensterbänken vorbei, um die herum man erst beim Kleben schneiden kann.

Solltest du jetzt so langsam Bauchweh beim Lesen bekommen und meinen, dass das alles doch nichts für dich ist, hol dir bei einem Malergeschäft in der Nähe einen Kostenvoranschlag. Manchmal ist es besser – gerade bei schwierigen Räumen mit viel Filigranarbeit – die Profis ranzulassen. Vieles guckt sich zwar weg, wenn man irgendwo nicht ganz sauber gearbeitet hat, aber ein schlecht tapezierter Raum, in dem die Tapeten nicht richtig auf Stoß sitzen oder Falten schlagen, ist ein jahrelanges dauerhaftes Ärgernis.

Gut gemogelt ist die halbe Miete

Beim Tapezieren muss man an der einen oder anderen Stelle kreativ werden. Oft hat man nur wenig Zeit zu entscheiden, wie man ein Problem löst – weil die Tapete schon eingekleistert ist. Meine Achillesferse sind die Steckdosen-Ausschnitte. Wider besseren Wissens schaffe ich es immer wieder, an mindestens zwei Stellen zu viel Tapete wegzuschneiden. Was tun? Man nehme ein kleines Reststück Tapete und – wichtig! – reißt es in die ungefähr benötigte Form und Größe. Die optisch weichen Risskarten sind später nahezu unsichtbar, während ein geschnittenes Stück viel mehr auffällt.

Mein Fazit

Der Leitsatz „Guckt sich weg“ tröstet über so manchen Tapezierfehler hinweg. Und so ist es auch wirklich: Ist der Raum erst einmal fertig eingerichtet und bewohnt, sieht man die meisten kleinen Unperfektheiten nie wieder.

Ich bin mit meinen Tapeten von den Farben her super glücklich. Absolut perfekt wäre es gewesen, wenn es keine Papier- sondern Vliestapeten gewesen wären. Die richtigen Farben waren mir am Ende jedoch viel wichtiger als das Material, auch wenn eine Vliestapete gnädiger ist mit Unebenheiten auf der Wand.